Liebes Tagebuch,

es ist ja so, dass wir Menschen im Optimalfall über ein Paar Ohrmuscheln, in meiner bajuwarischen Heimat auch Ohrwaschel genannt, verfügen, die uns dank ihrer weisen Ausgestaltung bei der Richtungsbestimmung von Schallereignissen unschätzbare Dienste erweisen.

Doch damit noch lange nicht genug.

In archäologischen Überresten aus dem alten Persien findet sich Ohrschmuck, gesteckt oder baumelnd, als eine der ältesten Formen des Körperkults.

Bei indigenen Völkern ist das Malträtieren der Ohrläppchen (Tunneln) seit Jahrtausenden äußerst beliebt und Matrosen trugen einen goldenen Ohrring, der im Falle ihres Ablebens als Bezahlung für ein gebührendes Begräbnis dienen sollte.

Das Festnageln eines Ohres bei unehrlichen Handwerkern ist irgendwie aus der Mode, genauso das dran Ziehen als pädagogische Notbremse und mit der Kunst des Ohrenwackelns ist heute auch kein breites Publikum mehr zu begeistern.

Nach wie vor eignen sich die Ohren allerdings aufgrund ihrer günstigen Positionierung seitlich am Kopf hervorragend als Brillenbügelhalter.

Bei schwerhörigen Menschen hat sich überdies das Platzieren einer Hörhilfe an gleicher Stelle bewährt.

Nun werden unsere stolzen Ohren seit einigen Monaten auch noch als Maskengummiaufhängung zweckentfremdet.

Wenn das Gummi nur dick genug ist und über ausreichend Zugkraft verfügt, sieht der Träger nicht nur aus wie ein fliegender Elefant, auch wird die Ohrmuschel derart verformt, dass jedes noch so liebevoll gefertigte Ohrpassstück den Halt verliert und längst überwunden geglaubtes Rückkopplungspfeifen eine unerwartete Renaissance erfährt.

Davon voll genervt und hinter beschlagenen Brillengläsern nach Luft lechzend reißt man schon mal beherzt an seinem Schnutenschlüpper.

Bei diesem unsachgemäßen Vorgehen führt allerdings die Spannkraft des Gummis zu einer überraschenden Freisetzung kinetischer Energie, die ein verheddertes Hörgerät sehr schnell sehr weit fliegen lässt.

Um diese Verlustgefahr zu minimieren, habe ich mit diversen Maskenformen und Materialien sowohl Selbst- als auch Feldversuche durchgeführt.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, die Maske wird mit einem weichen Band sicher im Nacken gehalten und die Ohren bleiben frei – durchaus wieder eine meiner Premiumideen.

Nun produziere ich stetig handgenähte Unikate made at home für MEHR FREIHEIT FÜR ALLE OHRWASCHEL!